Von ›Faust II‹ bis ›Iolanta‹: »Du hast immer eine Wahl!«


Dieses Musiktheaterprojekt vermag es einen ganzen Stadtteil zu mobilisieren. Ausgerechnet diesen Stadtteil! »Wir sind stolz auf Osterholz«, wird am Ende von den Rängen skandiert. Ein Ort gewinnt an Selbstbewusstsein. Und schon nach wenigen Jahren hat sich die Stadtteiloper als ein festes, jährlich stattfindendes Projekt im ›Zukunftslabor‹ etabliert. ›Faust II‹, ›Afrika kommt!‹, ›Polski Blues‹, ›Iolanta‹ – das sind die Namen, die einem neuen Kunst-Genre den Weg bahnen, der Stadtteil-Oper, mit mehreren hundert Mitwirkenden: Schüler und Eltern, Einwohner aus dem Stadtteil, Musiker und Schauspieler, Komponisten, Kostümbildner und Choreographen. Sie bringen mit Lust und Disziplin, Fleiß und Leidenschaft, Talent und Einsatz fesselnde Stücke auf die Bühne, die Publikum und Kritiker begeistern. Innovativ ist das Paten-Prinzip: Begleitet und unterstützt werden die Schüler von Paten aus dem Stadtteil. Das sind Träger einer bestimmten Profession, die einen thematischen Bezug zum Bühnenstück, hilfreiche Hände oder kluge Ideen haben. Unabhängig von ihrer sozialen Herkunft, ihrem Bildungshintergrund, ihren häuslichen Umständen erwerben sich die Projektbeteiligten das Gefühl, die Welt um sich herum aktiv mit gestalten zu können. Die in diesem Projekt erfahrene Selbstwirksamkeit kann ein Anstoß sein, Chancen zu ergreifen und den eigenen Weg selbstbestimmt zu verfolgen.

Im Schuljahr 2010/11 verlagerte sich der Schwerpunkt von Afrika nach Europa. Polen bildete das Herzstück der dritten Stadtteil-Oper in einem riesigen Zirkuszelt. Basis dafür war die Bühnenfassung von ›Polski Blues‹ frei nach der gleichnamigen Erzählung von Janosch, die tief in die polnische Seele – zwischen Pragmatismus und Melancholie schwankend – blickt, Werte wie Heimat, Freundschaft, Vorbilder aufgreift. Unter der musikalischen Leitung von Alexander Shelley und der Regie von Alexander Hauer mischten 18 Schulklassen mit – sowie Lehrer, Musiker natürlich, wiederum verschiedene Stadtteilgruppen und -initiativen.

Veröffentlicht am 13.06.2013