Von Michael Felten | SWR2 Wissen | 9.2.2008

Die alte Pauk- und Drillschule gilt als überholt. Aber wie sieht zeitgemäßes Lernen aus? In jüngster Zeit erfährt das so genannte »selbstgeleitete Lernen« regen Zuspruch. Freiarbeit, Stationenlernen oder Selbstlernsemester würden die Schüler stärker motivieren und die Lehrer ein Stück weit entlasten, meinen die Befürworter. Die Kultusminister könnten sparen, und der Bildungsindustrie winke ein neuer Markt. Die Tücke liegt freilich im Detail. Weniger Lehrer im Unterricht – das mag Abiturienten beflügeln; Pubertierende hingegen verlieren dabei schnell die Orientierung. Leistungsstarke Schüler können von mehr Selbstständigkeit durchaus profitieren, schwächere aber wirft es leicht aus der Bahn. Entwicklungspsychologen warnen deshalb vor einem weiteren Rückzug der Erzieher. Vieles spricht dafür, dass gute Schulen eher mehr pädagogische Aufmerksamkeit brauchen. Denn mündige Jugendliche bekommt man nicht, indem man sie so früh wie möglich sich selbst überlässt. Sondern durch ein behutsames Hineinschaukeln in die Autonomie.