Knapp 100 Interessierte kamen zu einer Informations- und Diskussionsveranstaltung des »freiburger bündnis eine schule für alle« ins Café Velo. Ein Querschnitt aus der Freiburger zur-sache-12.2011-0056Bürgerschaft hatte sich zusammengefunden: Schüler, Studenten, Eltern, Sozialarbeiter, Mitarbeiter der Schulverwaltung und Lehrer aus öffentlichen und privaten Schulen. Alle hatten ein lebhaftes Interesse daran, zwei Mitgliedern der Regierungsfraktion- Edith Sitzmann (Grüne) und Gabi Rolland (SPD) Fragen und Anregungen »zur Sache Gemeinschaftsschule« zu stellen bzw. mitzugeben. Der Zeitpunkt für die Veranstaltung war günstig gewählt. Die beiden Referentinnen hatten in ihren Ausführungen eingangs darauf hingewiesen, dass das Gesetzgebungsverfahren zur Gemeinschaftsschule unmittelbar bevor steht, und sie für Anregungen offen sein.


In der zweistündigen Aussprache brachten alle Diskussionsteilnehmer zum Ausdruck, dass sie die Einführung von Gemeinschaftsschulen grundsätzlich begrüßten, aber ihnen einzelne Punkte bei der Umsetzung Sorge bereiteten. Mehrfach wurde darauf hingewiesen, dass eine Gemeinschaftsschule, die inklusiv sein soll, in der also die natürliche Vielfalt aller Kinder eines Schulbezirks gemeinsam lernen, auch die notwendigen personellen Voraussetzungen braucht. Zur Betreuung gehören multiprofessionelle Teams aus Lehrern, Sonderpädagogen bzw. Sozialarbeitern. Das »Zwei-Pädagogen-Prinzip«, das in allen erfolgreich arbeitenden inklusiven Gemeinschaftsschulen im In- und Ausland zu beobachten sei, müsse auch Vorbild für baden-württembergische Schulen dieses Typs sein. Zu diesem Themenkomplex gehöre auch, dass Nicht-Lehrkräfte wie z.B. Sozialarbeiter, im Schulgesetz als gleichwertige Mitglieder der Gesamtlehrerkonferenz genannt werden. Sich Vorbildschulen im In- und Ausland anzuschauen, sei auch eine wichtige Voraussetzung dafür, um Lehrer für die Umsetzung einer neuen Lernkultur zu gewinnen. Für diese Schulbesuche, wie auch für die notwendigen Fortbildungen und konzeptionellen Vorbereitungen müssten den Schulen Innovationsfonds zur Verfügung gestellt werden.
Mit einer spektakulären Aktion wiesen Studentinnen und Studenten der evangelischen und katholischen Hochschulen zum Abschluss darauf hin, dass künftige Sozialarbeiter und Heilpädagogen nach wie vor Studiengebühren bezahlen müssen: Sie zogen sich gemeinsam ihre Pullover aus und stellten auf ihren Papierhemden die Aufschrift zur Schau: »Zwingt uns nicht dazu, unser letztes Hemd auszuziehen.« Der Sprecher des ASTAS erläuterte, dass die hohen Studiengebühren Menschen aus sozioökonomisch schwachen Verhältnissen den Zugang zu gemeinnützigen Studiengängen verwehren.
Rolland und Sitzmann gaben zu Bedenken, dass die grün-rote Landesregierung gerade in der Bildungspolitik eine schwierige Haushaltslage übernommen hätte, da durch die Vorgängerregierung Maßnahmen beschlossen wurden – wie z.B. eine Senkung des Klassenteilers- ohne für die notwendigen Finanzierung zu sorgen.

 

H.Gattermann