Von Ulrich Herrmann | SWR2 Aula | 19.2.2012
Die Dreigliedrigkeit unseres allgemeinbildenden Schulwesens entspricht auf fatale Weise der Dreigliedrigkeit der deutschen Klassengesellschaft und dient, wenn nicht der Reproduktion eben dieser Klassengesellschaft, dann doch mit Hilfe des Gymnasiums der Absicherung privilegierter Bildungschancen der bürgerlichen Mittel- und Oberschichten. Dieser Umstand erklärt zum einen die seit Jahrzehnten unvermindert ansteigenden Übergangsquoten ins Gymnasium, zum andern die heftige Gegenwehr dieser Schichten gegen »Einheits«- und »Gesamtschulen«, denen »Gleichmacherei« und Öffnung der Bildungschancen zu Lasten der Eliten und ihres Nachwuchses unterstellt wird. Doch das dreigliedrige System ist nicht mehr zeitgemäß, weil es in keiner Weise richtig mit der Heterogenität der Schüler umzugehen weiß. Ulrich Herrmann, emeritierter Professor für Pädagogik, plädiert für ein neues Schulsystem.